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04.08.2021

Die Verkehrspolizei - Spezialkräfte für den Verkehr

Fast ein Jeder kennt die Fernsehserie „Alarm für Corbra 11 – die Autobahnpolizei“. Ein Fahrzeugüberschlag hier, eine Explosion dort. In der Realität sieht es meist anders aus. Die Verkehrspolizeiinspektion in Weilheim gibt es schon seit Jahrzehnten, bis 1979 wurde sie noch „Verkehrszug des Polizeipräsidiums Oberbayern“ genannt. Der heutige Dienststellenleiter, Erster Polizeihauptkommissar Hubert Schwaiger trat im März 2009 seine Stelle als Leiter der Verkehrspolizei an. Mittlerweile kann Schwaiger auf ein Team von ca. 40 Mitarbeitern blicken, die in dem weitläufigen Gebiet ihren Dienst tun.

In den Jahren 1979 und 2009 kam es in der Bayerischen Polizei zu einer Reform. Es gab Umstellungen und Streichungen. In allen Präsidien wurde umstrukturiert, auch in Oberbayern. So kam es dazu, dass der Polizeipräsident von Oberbayern Süd seit 2009 rund 54 Polizeidienststellen unter sich vereinen darf. Das Dienstgebiet der Weilheimer Verkehrspolizei erstreckt sich sowohl auf drei Landkreise, als auch auf die komplette Autobahn A95 (München-Garmisch), die Autobahn A952 (Starnberger Ast) und die Bundesstraße B 2, vom südlichen Autobahnende bis Farchant. Neben der Dienststelle in Weilheim wurde an der A95 bei Oberdill noch eine Außenstelle eingerichtet. Somit ist sichergestellt, dass die Einsatzkräfte immer in der Nähe der Autobahn sind.

Auf der A95 kracht es regelmäßig, meist durch Unachtsamkeit oder Aquaplaning. Hier gehört die Unfallaufnahme zur Tätigkeit der Verkehrspolizei. Die Beamten leisten aber noch viel mehr, denn sie sind die Spezialkräfte für den Straßenverkehr. Intern gliedern sie sich in mehrere Abteilungen auf. Zum einen gibt es die Abteilung Schwerverkehr, die Abteilung Unfallfluchtfandung, Geschwindigkeitsmessung und Fremdanzeigen, sowie die vier Dienstgruppen für den normalen Tagesbetrieb. Auch gibt es eine Springer-Gruppe, die in den verschiedenen Abteilungen aushelfen kann.

Die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen zählen ebenfalls zu ihrem Dienstgebiet. Meist unterstützen sie dort die örtlichen Dienststellen mit ihrem Fachwissen und ihrer Technik. Unter anderem gehören hier die Geschwindigkeitsmessungen dazu. Die Gruppe „Schwerverkehr“ hat unter anderem ein Augenmerk auf LKW’s, landwirtschaftliche Fahrzeuge und auch auf den normalen Privat-Umzugswagen. Spezielles Fachwissen musste in Lehrgängen angeeignet werden. Bei Kontrollen müssen zum Beispiel sowohl die Fahrerkarten der LKW-Fahrer, als auch die Kontrollgeräte in den Fahrzeugen ausgelesen werden. Die Technik des Fahrzeugs wird überprüft, die Ladungssicherung kontrolliert.

„Es gibt schon den ein oder anderen Kollegen, der eine gewisse Gabe für den jeweiligen Fachbereich mitbringt und sich dann explizit in diese Fachrichtung weiterbilden lässt“, so Schwaiger.

Schwaiger bestätigt, dass auf der A95 oft schnell gefahren wird, was aber auch erlaubt sei. Eine Raser-Autobahn ist es aber nicht, erklärt der Dienststellenleiter weiter. Zu den Unfällen kommt es, da sich die Verkehrsteilnehmer nicht an die Verkehrsregeln halten. Zu hohe Geschwindigkeiten bei Nässe, fehlender Abstand zum Vordermann, Unachtsamkeit beim Spurwechsel und die Überschätzung der persönlichen Fahreigenschaften sind die Top-Unfallursachen auf der A95.

Schwaiger: „Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass die Verkehrsbeamten immer ihren eigenen Schutz vorne anstellen. Die Verkehrsabsicherung gehört hier ebenfalls dazu.“, „Es kommt sehr oft vor, dass andere Verkehrsteilnehmer an Unfallstellen ungebremst vorbeifahren und so meine Kollegen in Gefahr bringen.“

Letztes Jahr musste die VPI Weilheim zum Glück nicht so oft ausrücken. Im Schnitt sanken die Einsatzzahlen um gut 30 Prozent, auch hier machte sich das „Corona-Jahr“ bemerkbar. „Es war einfach auf den Straßen weniger los“, erzählt Schwaiger. Im Jahr 2020 musste man einen tödlichen Unfall auf der A95 verbuchen. Insgesamt wurden 95 Menschen bei Unfällen in ihrem Dienstgebiet verletzt. 211 schwerwiegende Unfälle gab es aufzunehmen, sowie 209 Kleinunfälle. Die Unfallflucht schlug auf der Autobahn mit 77 Fällen zubuche, hiervon konnten aber 34 Fälle von der VPI Weilheim aufgeklärt werden.  Eine Unfallflucht aufzuklären, gehört auch zu den Aufgaben der Beamten. So können sie mit kleinen Lackspuren feststellen, um welches Tat-Fahrzeug es sich gehandelt hat. Sogar mit Elektronenrastermikroskopen des Bayerischen Landeskriminalamtes ist man auf Spurensuche. Die Geschwindigkeitsmessung im Dienstgebiet brachte im vergangenen Jahr 2.508 Anzeigen mit sich, sowie 5662 Verwarnungen im Ordnungswidrigkeiten-Bereich zwischen 10 Euro und 55 Euro. Insgesamt kamen so 2052 Messstunden zusammen.

Dieses Jahr sieht die Einsatzstatistik wieder anders aus, sie steigt zum Vorjahr. Zum Stand 1. August gab es bereits 70 Unfälle mit Verletzten, einen tödlichen Unfall, 150 schwerwiegende Unfälle, sowie 146 Kleinunfälle. Hinzu kommen noch jedes Jahr rund 200 - 300 Fremdanzeigen, welche die Beamten aufnehmen und bearbeiten müssen.

„Neue Verkehrspolizisten werden gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit auf ein spezielles Training geschickt, hier werden ihnen die besonderen Gefahren der Autobahn vor Augen geführt. Ein Fahrtraining gehört ebenfalls dazu“, „Unfallstellen erstrecken sich, aufgrund der gefahrenen Geschwindigkeiten auf der Autobahn, teilweise auf hunderte von Metern und über mehrere Fahrspuren.“ so Hubert Schwaiger.

Sichtlich stolz spricht Schwaiger über sein Team, welches immer dann gerufen wird, wenn es um den Verkehr geht. Gerade an die schweren Unfälle können sich der Dienststellenleiter und seine Kollegen erinnern, denn auf der Autobahn hat man es mit ganz anderen Geschwindigkeiten und Kräften zu tun.  

Auf den Bildern zu sehen:

Hubert Schwaiger (59) an seinem Schreibtisch

Mathias Wank kontrolliert mit seiner Taschenlampe die Bremsscheiben und Bremsbelege des LKW’s

Die Beamten der VPI Weilheim kontrollieren am Autobahnende bei Eschenlohe einen Laster

Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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