Dem König zu Ehren – Ludwigsfeuer als Besuchermagnet
Jedes Jahr wird in Oberammergau am 24. August König Ludwig II. gedacht. Am Tag vor seinem Jahrestag kraxeln die Feuermacher auf die umliegenden Berge von Oberammergau, um sich für das Spektakel vorzubereiten. Dieses zieht jedes Jahr unzählige Besucher aus nah und fern an. Schon Tage zuvor werden die Feuerstellen vorbereitet. Fackeln, Brennflüssigkeiten, Werkzeuge und natürlich eine ordentliche Brotzeit müssen hinauf auf den Berg transportiert werden – zu Fuß.
Auf dem Kofel wird mit Holzstangen eine Krone dargestellt, die mit kleinen Behältern mit Brennflüssigkeit bestückt wird. Eine schweißtreibende Arbeit. Erst am Nachmittag des 24. August war die Krone fertig und zum Aufstellen bereit. Mit Manneskraft hievten die Feuermacher das Holzgerüst in die Senkrechte, so dass die Krone vom Tal aus gut zu sehen ist. Bei den umliegenden Feuerstellen sieht es nicht anders aus. Das „L“ für Ludwig wurde hergerichtet, die römische „II“ wurde mit Seilen auf Freifläche am Hebamsberg gespannt und mit Fackeln bestückt. Einige Hundert Fackeln wurden benötigt. Schon am Tag zuvor machten sich die Einheimischen auf den Weg, alles musste hinaufgebracht werden. Erst bei Einbruch der Dunkelheit kehrten sie am Vortag ins Tal zurück.
Andreas Rödl, 1. Bürgermeister von Oberammergau und selbst Feuermacher, „zum Glück ist heute bei den Passionsspielen spielfrei.“ Er selbst singt im Chor bei der weltberühmten Oberammergauer Passion mit. Man könnte meinen, dass die spielfreien Tage so gelegt werden, dass das König-Ludwig-Feuer stattfinden kann. Rödl: „Wie wäre denn eine Auferstehung von Jesus mit einem Feuerwerk?“
Am Laber, am Kofel, am Laberköpferl, auf dem Aufacker, am Rappenkopf und auf dem Hebamsberg, überall wurde fleißig gewerkelt. Eine Tradition, die schon sehr lange in den historischen Büchern niedergeschrieben ist. Der Brauch findet seit dem Jahr 1888 statt, erstmals zwei Jahre nach dem Tod König Ludwigs II. Dieses Jahr war das König-Ludwig-Feuer aber ein ganz Besonderes. In Zeiten von Corona wurde auf „Sparflamme“ gedacht. Jetzt war wieder alles möglich und das auch noch im Passionsjahr. Das Wetter kam wie bestellt, Petrus schickte Kaiserwetter. Die Rauchfeuer loderten schon den ganzen Tag auf den Bergen und ab und an konnte man Böllerschüsse hören.
Als die Dämmerung hereinbrach, sah man wie groß der Andrang der Besucher war. Viele Passionsgäste, die eh schon im Ort waren, suchten im Freien einen guten Platz, um alle Feuer gut sehen zu können – die Straßen waren voller Menschen. So manch einer platzierte auf dem Feld einen Klappstuhl und genoss das Gedenkfeuer. Auf der Bundesstraße reihte sich eine Schlange nach der anderen. Das Ludwigfeuer ist eben ein Magnet für viele Besucher. Um kurz nach 21 Uhr begann die Oberammergauer Blasmusik in der Kofelwand zu spielen. Auch ein Zeichen für die Feuermacher, dass sie ihre Feuerstellen gleich entzünden können. Nur wenige Minuten darauf war es so weit, alle königlichen Zeichen standen in Flammen und erleuchteten die Berge.
Im Anschluss griffen die Feuermacher zur Signalpistole, mit Böllern und Leuchtsignalen feierten sie ihren König Ludwig II. – so die Jahrhunderte alte Tradition. Um kurz vor 22 Uhr machten sich die Feuermacher auf den Weg ins Tal. Dort versammelten sich alle traditionsbewussten Oberammergauer am Sportplatz. Mit großen schweren Rucksäcken, Kraxen voller Werkzeug und Fackeln, teils mit Sonnenbrand, andere sogar mit kleinen Verletzungen - die Arbeit auf den Bergen ist eben nicht einfach. Mit dem Trommlerzug und der Blasmusik vorneweg marschierten alle zusammen durch den Ort, wo sie von vielen Zuschauern begrüßt und gefeiert wurden. Erst am Max-Streibl-Platz, also mitten im Ort fand der Zug sein Ende. Dort tauschte man sich noch untereinander aus, bevor jeder seinen Weg ging. So stand am Folgetag ja schon wieder das nächste Passionsspiel für viele Mitwirkende an.
Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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