Droht Europa eine Vulkankatastrophe? So genau weiß das derzeit keiner. Die Sorge wächst täglich, die Menschen haben Angst. Seit Jahren ist die seismische Aktivität im Bereich des Supervulkans „Phlegräischen Felder“ (Campi-Flegrei) bei Neapel in Italien erhöht. Es kommt häufig zu Erdbebenschwärmen und in der letzten Zeit vermehrt zu Erdstößen mit Magnituden im Bereich von 4 und mehr. Diese Erdbeben sind im Gebiet von Pozzuoli und Neapel deutlich zu spüren und erste Gebäudeschäden sind zu verzeichnen. Erst am vergangenen Montagabend hat ein Erdbeben der Stärke 4.0 für Schäden in der Ortschaft Agnano gesorgt (Bilder und O-TON Anwohner).
Außerdem hebt sich der Boden in der gesamten Region immer weiter an. Am Mittwoch wurde bekannt, der Bodenspiegel ist nun so hoch wie nie zuvor in den letzten Jahrhunderten. Das bedeutet, dass der Innendruck so stark ist wie seit dem letzten Vulkanausbruch des Jahres 1538 nicht mehr". Die Anwohner reagieren sehr besorgt, teilweise panisch (O-TON Bewohner, Angelo Ferretti, Hafen Pozzuoli). Besonders eindrücklich ist das Phänomen am Hafen und an der Küste von Pozzuoli zu sehen. Durch die Bodenhebung von weit über einem Meter in den letzten Jahren, fehlt im Hafen das Wasser. Boote und Stege sitzen auf dem Trockenen.
Manche Vulkanologen spekulieren über einen großen Vulkanausbruch. Oft wird hier von einem Supervulkan gesprochen. Doch viel wahrscheinlicher ist eine kleinere Eruption oder Explosion, die dennoch in der dicht bebauten Metropolregion Neapel katastrophale Folgen hätte. Seit 2011 verzeichnen die Wissenschaftler des INGV eine Zunahme der Erdbebentätigkeit, die mit Bodendeformation einhergeht. Die monatliche Hebungsrate betrug zuletzt 15 mm, in den vergangenen Tagen sogar noch deutlich ansteigend. Immer wieder ereignen sich Schwarmbeben. Es gibt Hinweise, dass aufsteigende Magma für die Anhebung des Untergrunds verantwortlich ist und nicht nur hydrothermale Tiefenwässer.
Der Alarmstatus des Vulkans steht auf "gelb". Einen katastrophalen Ausbruch können die Wissenschaftler nicht vorhersagen, somit auch nicht ausschließen (O-TON, Dr. Mauro Antonio di Vito, Direktor des vulkanischen Forschungsinstituts, INGV in Neapel). Der italienische Zivilschutz arbeitet seit letzter Woche deshalb an einem groß angelegten Evakuierungsplan für die dicht besiedelte Region rund um Neapel. Dieser sieht für den Extremfall die Evakuierung von 1,3 Millionen Menschen innerhalb von 72 Stunden im Gebiet um Neapel vor, der größten Metropole Süditaliens. Die Evakuierung würde vom Heer und dem Zivilschutz koordiniert werden. Binnen drei Tagen sollte dann die Bevölkerung der gesamten Region mit Bahn, Bus und Autos in Sicherheit gebracht werden.
Update: Das INGV in Neapel registrierte am Donnerstagvormittag weitere starke Erdbeben der Stärke 3-4. In Lage ist weiter sehr angespannt.
Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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